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Bier selbstgebraut
Bei dieser Brauanleitung handelt es sich um ein in der Fachhochschule gehaltenes Referat
zu einem frei wählbaren Thema. Nachdem der Pimpf und ich im Sommer nach den Anleitungen
aus den unten genannten Quellen Bier gebraut haben, erschien mir
dieses Thema sehr interessant. Auf vielfaches Interesse hin hab ich mich entschlossen, das
Referat zu veröffentlichen.
Zutaten
Malz
Eigentlich kann jede Getreidesorte zum Bierbrauen verwandet werden, aufgrund des
Geschmacks werden jedoch in der Regel nur Gerste und Weizen verwendet.
die Mälzung geht folgendermaßen von statten:
Das Getreide wird gewässert und bei 10 bis 15 °C keimen gelassen. Dabei bilden sich
Enzyme, die für die Umwandlung von Stärke in Zucker notwendig sind.
Anschließend wird das Getreide von Keimen befreit und getrocknet.
Die Trocknungstemperatur bestimmt dabei die Farbe des später daraus gebrauten Biers:
80 °C | helles Bier |
bis 105 °C | dunkles Bier |
über 105 °C | Färbermalz |
Das Malz unterscheidet sich vom Getreide nun im Geschmack - es ist weicher und schmeckt
süßer. Das liegt daran, daß ein Teil der Stärke schon in Zucker umgewandelt ist. Dieser
Zucker heißt Maltose.
Malz kauft man am besten in einer Mälzerei oder Brauerei, da es zu umständlich und zu
schwierig ist, dieses zu Hause herzustellen.
Hopfen
Der Hopfen ist eine rechtswindende Stangenpflanze, die 6 - 8m hoch wird.
Für die Brauerein nur Blüten der weibl. Pflanze geeignet, da nur sie Bitterstoffe
(=Alpha-Säure) enthalten.
Am besten besorgt man sich in einer Brauerei 45er oder 90er Hopfenpellets. Natürlicher
Hopfen ist ziemlich schwer zu dosieren.
Hefe
Hefebakterien sind Einzeller, die durch Gärung Zucker in Alkohol verwandeln. Man muß sich
vorstellen, daß der Zucker ihre Nahrung und der Alkohol ihr Verdauungsrückstand sind.
Es gibt verschiede Sorten von Hefe: beim Bier gehen sie bei ca. 4% Alkoholgehalt
an ihrer eigenen Alkoholproduktion zugrunde.
Entweder man besorgt sie mit einem Schraubglas (absolut steril!) aus der Brauerei
(möglichst schnell in den Kühlschrank stellen) oder man kauft Preßhefe (diese muß vor
dem Braugang erst noch vermehrt werden).
Brauwasser
Zum Brauen kann grundsätzlich "handelsübliches" Leitungswasser verwendet werden. Wichtig
dabei ist jedoch, daß das Wasser nicht zu hart ist. Die Obergrenze befindet sich bei
10 dH (deutsche Härtegrade). Welchen Härtegrad Sie haben, können sie beim Wasserwerk oder
der Stadtverwaltung erfragen. Außerdem gibt es in der Apotheke Meßstreifen, mit denen
man den Härtegrad selber feststellen kann. Zum Entkalken rührt man zum Wasser Calziumoxid
(CaO). Die Menge richtet sich je nach Härtegrad des Leitungswasser:
Wasserhärte in dH | 10-15 | 15-20 | 20 u. mehr |
8-10 Liter Wasser | 1-2g CaO | 2-3g CaO | 3-5gCaO |
| kleine Messerspitze | kleine Messerspitze |
gestrichener Teelöffel |
Mengen
Die folgenden Mengenangaben beziehen sich auf normales Vollbier, d. h. mit 12%
Stammwürze.
Für 5 Liter Bier:
- 900 bis 1000 g Malz
- 10 g Hopfenpellets (90%iger Hopfen mit 7%iger Alphasäure)
- 10 g frische Bierhefe oder 5-10 g Preßhefe oder 2 g Trockenhefe (obergärig oder untergärig)
Gerätschaften
Übersicht
1 | 10-Liter-Topf (einen Einmach oder Wäschetopf zum Abkochen des Brauwassers) |
1 | 6-8-Liter-Topf |
1-2 | normale Plastikeimer als Ablauf- und Gärgefaß |
1 | großes Küchensieb |
2 | Kochlöffel |
1 | Küchenwaage (für das Abwiegen des Hopfens möglicherweise noch
eine Briefwaage) |
1 | zylindrisches Glas |
1 | Bierspindel zum Messen des Würzgehalts |
1 | Einmachthermometer bis 110 °C |
1 | Kaffe- oder Schrotmühle |
4-6 | Babywindeln aus Baumwolle |
| Bindfaden, Schere |
1 | leere Kiste Bier mit Flaschen mit Schnapp-Verschluss |
Bierspindel
Die Bierspindel wird zum Messen des Würzgehalts des Bieres benötigt. Diese kann man entweder
fertig kaufen (ca. 20 DM) oder man kann alternativ auch eine von Winzern verwendete Öchslewaage
verwenden. Dabei gilt ein Skalenumrechnungsfaktor von 4, d. h. 60 Grad Öchsle entsprechen
15% Stammwürze (vgl. Brauvorgang).
Flaschen für die Abfüllung
Die Flaschen weicht man ein und bürstet sie aus. Anschließend werden sie kurzzeitig im
Backofen auf 150 °C erhitzt. Damit kann man mit minimalem Aufwand erreichen, daß die Flaschen
absolut steril sind. Die Gummis sollten abgekocht werden.
Der Brauvorgang selber
1. Schroten
Das Schroten erfolgt mit einer Kaffeemühle, was aber ziemlich lange dauert. Besser
ist eine Schrotmühle. Diese gibt es nicht nur einzeln, sondern auch als Aufsatz
für Küchenmaschinen.
Man sollte das Malz frisch schroten, da es gegen Feuchtigkeit und Sauerstoff empfindlich ist.
Außerdem braucht man es gar nicht zu fein schroten, da dies keine Auswirkungen auf den
Brauvorgang hat.
2. Einmaischen und Eiweißrast
Man füllt in den 6 bis 8 Liter-Topf 2 Liter des Brauwassers erhitzt es auf 55 °C.
Anschließend rührt man das frisch geschrotete Malz ein. Das Malz kühlt die Temperatur herab
und sie sollte bei 50 °C konstant gehalten werden.
Diese Temperatur wird jetzt 10 bis 15 Min. gehalten, dabei gut durchrühren.
In der Eiweißrast werden die großen Eiweißmoleküle des Malzes in kleine aufgespalten. Dies
entscheidet darüber, wie viel Schaum später auf dem Bier ist.
3. Maltoserast
In der Maltoserast wird jetzt die Stärke in Zucker umgewandelt, der Malzzucker oder
Maltose heißt. Hierbei geht es nicht mehr um den Schaum, sondern um den Alkoholgehalt.
Die Temperatur wird dafür auf 65 °C erhöht und 20 Minuten gehalten. Alle 2 bis 3 Minuten durchrühren.
4. Verzuckerungsphase
In der Verzuckerungsphase wird weiter auf 72 bis 74 °C erhitzt. Der Zweck liegt darin, die Maltose in der
Flüssigkeit aufzulösen. Dauer: 30 Min.
5. Abgießen und Filtern
Der Zweck liegt darin, die Würze aus der Maische herauszufiltern.
Wir haben folgendermaßen die besten Erfahrungen gemacht:
Man legt über einem Eimer zwei übereinandergelegte Baumwollbabywindeln und zurrt sie mit einem
Bindfaden stramm fest. Einer paßt auf, daß sie nicht durchrutschen, der andere
schüttet die Maische obendrauf. Die Maische wird mit einem Kochlöffel auf die ganze
Windelfläche verteilt. Man sollte die Windeln ein bis zweimal wechseln, da sie "verstopfen".
Man hat jetzt nur 1 bis 1,5 Liter Maische. Mit weiterem schon erhitztem Brauwasser muß
die Menge der Würze auf fünf Liter erhöht werden, da sonst der Zuckergehalt viel zu hoch
ist. Dieses Wasser wird auch durch den "Treber" geschüttet, um noch letzte Reste Zucker
auszulösen. Dieser Vorgang wird "Läutern" oder "Abläutern" genannt.
6. Messen des Würzgehalts mit der Bierspindel
Was ist die Stammwürzgehalt? Als Stammwürzgehalt wird prozentuale
Anteil von Zucker in der Würze bezeichnet. Gibt man z. B. 110 g Zucker in
einen Liter Wasser, erhält man eine 10%ige Zuckerlösung und die Bierspindel
sollte einen 10%igen Stammwürzgehalt anzeigen.
Man füllt nun das zylindrische Glas zu 3/4 voll Würze und läßt langsam die Bierspindel hinein.
Je nach Biertyp (wir gingen mit unseren bisherigen Mengenangaben von Vollbier aus),
sollte der gewünschte Würzegehalt etwa erreicht sein, hier also 12%. Ist der Wert zu groß,
schüttet man Brauwasser nach, ist er zu klein, läßt man beim nachfolgenden Kochen der
Würze etwas mehr verdampfen.
7. Hopfen
Für 5 Liter Bier werden etwa 5 bis 10 g 90er Hopfenpellets benötigt.
(Für 45er Pellets die Menge halbieren). Der Hopfen macht das Bier bitter, die genaue Menge
ist also dem jeweiligen Geschmack überlassen.
8. Kochen der Würze
Das Kochen der Würze dauert ca. 45 bis 60 Min. Man läßt die Würze bei mittlerer Hitze kochen. Verdunstetes
Wasser muß hierbei ab und zu wieder nachgeschüttet werden. Hierbei entsteht der typische
Braugeruch, den nicht unbedingt jeder mag - man sollte also vielleicht ab und zu lüften, wenn man zu
zimperliche Mitbewohner hat.
9. Das zweite Filtern
Ab jetzt muß pingelig auf Sauberkeit geachtet werden, da jedes Fremdbakterium das Bier
verderben kann. Die Zuckerlösung ist natürlich nicht nur für die später noch
hinzukommenden Hefebakterien der optimale Nährboden. Vorher war das noch nicht
so wichtig, weil das Bier in Spe zwischendurch immer wieder abgekocht wurde.
Was nach dem ersten Filtern die Vorderwürze war, heißt jetzt die Anstellwürze.
10. Hefen
Es ist ein Unterschied zwischen untergäriger und obergäriger Bierhefe, der sich
für den Heimbrauer vor allem in der Gärtemperatur ausdrückt:
Obergärige Hefe | 16 bis 22 °C |
Untergärige Hefe | 6 bis 10 °C |
Obergärige Hefe ist somit leichter zu handhaben, da deren Gärtemperatur im Keller
ziemlich gut eingehalten werden kann.
Wenn die Würze auf Gärtemperatur abgekühlt ist (kann durchaus 6 oder mehr Stunden dauern),
wird die Hefe dazugegeben. Bei untergärigem Bier muß man jetzt für die Kühlung sorgen.
11. Hauptgärung
Die Hauptgärung, die in einem Raum mit der richtigen Temperatur stattfindet, dauert
je nach Hefesorte (untegärig / obergärig) 4 bis 8 Tage. Man erkennt das Ende der
Hauptgärung daran, daß der Schaum, der sich nach 1 bis 2 Tagen bildet, wieder in
sich zusammengefallen ist.
Außerdem muß die Bierspindel, sofern man ein besitzt, 4,5% bis 5% anzeigen.
Eine andere Möglichkeit der Kontrolle ist die Geschmacksprobe:
Das Bier schmeckt am Ende der Hauptgärung nämlich schon wie normales Bier, d. h. nicht zu süß.
12. Die Nachgärung
Am einfachsten füllt man das Bier für die Nachgärung bereits in die Flaschen.
Durch die Flaschengärung wird der Druck aufgebaut, der beim Öffnen für den
"Pflopp" sorgt. Da sich der Hauptgärung ein Satz Hefe am Boden absetzt, muß das
Bier beim Abfüllen abgezogen werden. Wir habens so gemacht:
Wir haben einen dünnen Plastikschlauch ins Gärgefäß gesteckt, das auf einem Tisch
steht. Den Plastikschlauch am anderen Ende unter den Bierspiegel halten - kurz
anziehen und in die erste Flasche halten. Mit einer Klammer (hab ich von unserem
Obstentsafter geklaut) wird der Schlauch abgeklemmt und die nächste Flasche befüllt, usw.
13. Lagerung
Bevor man das selbstgebraute Bier trinkt, sollte es noch zwei bis drei Wochen lagern.
Das Bier hält sich etwa vier Wochen und sollte immer möglichst kühl und dunkel gelagert werden.
14. Prost
Steuerrechtliches
Keine Angst, das ist nicht kompliziert:
Man schickt einen formlosen Antrag zum Hauptzollamt. Die Genehmigung
ist damit schon erteilt.
Es treten folgende Kosten auf:
Schankbier | 0,09 DM pro Liter |
Vollbier | 0,12 DM pro Liter |
Starkbier | 0,18 DM pro Liter |
Wichtig für Heimbrauer ist noch eine Bagatellregelung:
Von der Steuer wird befreit wer nicht mehr als 25 Liter monatlich braut.
Voraussetzung: dies darf nicht regelmäßig geschehen. (z. B. wenn man in jedem der 12 Monate
Bier braut) muß für jeden gebrauten Liter Steuer bezahlen. Die Bezahlung hat jeweils zum 20.
des folgenden Monats beim zuständigen Hauptzollamt zu erfolgen.
Quellen
http://www.bier.de
[Letzte Änderung: 24.01.2000]
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